Bahn-Ticketkauf: steigende Komplexität im Preissystem
In den apf-Schlichtungsverfahren treten wiederkehrende Probleme der Reisenden im Bahnbereich zutage. Darunter die Komplexität der Bahntarife.
Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) ist für die außergerichtliche Streitbeilegung im Bahn-, Fernbus-, Schiffs- und Flugverkehr zuständig. In ihren Schlichtungsverfahren treten wiederkehrende Probleme der Reisenden zutage. Eine Herausforderung für Fahrgäste ist dabei die zunehmende Komplexität der Bahntarife.
Komplexes Preissystem
Jedes Bahnunternehmen und jeder Verkehrsverbund hat ein eigenes Preissystem entwickelt. Historisch betrachtet basierten die Preise in Österreich auf festen Kilometertarifen. Heute nutzen viele Unternehmen ein komplexes System von Relationspreisen, die sich nach Angebot, Nachfrage, Entfernung, Kaufzeitpunkt, Ticketklasse und weiteren Faktoren richtet. Dies führte zu einer enormen Vielfalt an Preisen. Gab es früher bei der ÖBB-Personenverkehr nur 100 Standard-Preise, sind es heute rund 76 Millionen. Rechnet man Ermäßigungen und verschiedene Ticketarten hinzu, kommt man auf etwa 380 Millionen Preise. Zusätzlich gibt es kontingentierte Sparschiene- und WESTsuperpreis-Tickets, die günstigere, aber weniger flexible Optionen bieten. Neue Preisbildungsmodelle, wie das Dynamic Pricing bei ÖBB-Nachtreisezügen, erhöhen die Komplexität weiter. Auch bei der WESTbahn wird das Preissystem immer komplexer. Dies führt für Fahrgäste beim Ticketkauf zunehmend zu Intransparenz und Unklarheiten. Eine spürbare Erleichterung bietet dahingehend das Klimaticket, das die Nutzung fast aller Verkehrsunternehmen in Österreich ohne Kenntnis der komplexen Preissysteme ermöglicht.
Kein Storno nach PDF-Bezug von Online-Tickets bei der ÖBB-PV
Bei der ÖBB können online gekaufte PDF-Tickets nicht storniert werden. Bei anderen Bezugsarten ist dies, sofern es die Stornomodalitäten erlauben, möglich. Besonders problematisch ist dies für Personen, die die Bahn nur gelegentlich nutzen und Tourist:innen, die oft teurere Tarife buchen, um die Möglichkeit zur Stornierung zu haben.
Ticket für Teilstrecke statt für gesamte Strecke
Bei internationalen Buchungen kann es vorkommen, dass nur Teilstrecken-Tickets verkauft werden. Darauf wird zwar beim Buchungsprozess hingewiesen, ist für Fahrgäste allerdings nicht klar. Diese Reisenden nehmen dann fälschlicherweise an, ein Ticket für die gesamte Strecke gekauft zu haben.
Weitere Probleme beim Ticketkauf
Zusätzlich zu den oben genannten Punkten erhält die apf Schlichtungsanträge zu zahlreichen weiteren Problemen:
Im ÖBB-Regionalverkehr ist oft kein Ticketkauf im Zug mehr möglich, und wenn doch, dann nur eingeschränkt. Das Ticket muss allerdings bereits vor dem Zustieg vorliegen. Dies kann zu Strafzahlungen führen.
Im ÖBB-Ticketshop wird nicht darauf hingewiesen, dass für Kleinkinder bis 5 Jahre kein eigener Platz im Liege- oder Schlafwagen gebucht wird.
Fahrkartenautomaten geben nur Wechselgeld bis maximal 9 Euro, was den Ticketkauf mit Bargeld erschwert.
Der Kauf von Tickets verschiedener Bahnunternehmen für eine Fahrt ist komplex und oft nachteilig für Fahrgäste.
Diese Themen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der täglichen Schlichtungsarbeit der apf.